Bewegung! – Ästhetik der Mobilität
Mobilität ist ein Privileg: Sie bedeutet die Freiheit, die eigene lokale wie gesell schaftliche Position zu verlassen und sich neuen Zielen, neuen Orten zuzuwenden. Aktuell wird dieses Privileg vielfach unter rationalisierenden und linear quantifizierenden Gesichtspunkten wie CO2Ausstoss und Flächenverbrauch diskutiert; Ge und vor allem Verbote werden erlassen.
Demgegenüber sind Mobilität und die Entscheidung für Formen (und Ziele)
der Fortbewegung immer eng mit deren Ästhetik verbunden: Das einst elitäre Reisen mit dem Flugzeug steht ver schwitzten Menschenmassen in Flug hafenWartehallen und Billigfliegern gegenüber. Die anrührendpossierliche Rhätische Bahn mit ihren malerischen Strecken repräsentiert ein Kulturgut und (weltrekordtaugliche) technische Pio nierleistung, von denen in Pendlerzügen wenig zu spüren ist. Städte und Autobah
nen (nicht nur) zu Ferienbeginn werden geflutet von kilometerweise angestautem Blech, und zugleich gibt es das Automo bil als lustbringendes Objekt, legendäres Sammlerstück und Sujet in der Kunst. Mit Muskelkraft lässt sich flanieren oder Rad fahren, Verkehrsmittel können je nach ästhetischem Anspruch kombiniert oder substituiert werden: Lieber gepflegt laufen, als im miefigen Bus zu sitzen? Formen – und Erlasse – der Mobilität be wirken immer auch Zugang(sChancen) und Ausschluss.
Das Thema des vorigen Herbstsemesters fortsetzend, bewegen wir (uns) mit dem Körper, spüren, geniessen – oder verflu chen – die Art der Fortbewegung, haben Träume, Zwänge oder schlichte Gewohn heiten, die zu Zielen werden.
Mobilität bedeutet im physischen wie sozialen Sinne, den eigenen StandPunkt zu verlassen und sich auf den (gedankli chen) Weg zu begeben!