Die Vorlesung widmet sich der speziel- len Geschichte Taiwans, einer vor der chinesischen Küste gelegenen pazifischen Insel, die von der Fläche her so gross ist wie die Schweiz, aber eine dreimal so grosse Bevölkerung aufweist. Die frühe Besiedelung erfolgte vom Pazifik, nicht vom Festland her, und heute machen die sogenannten Aborigines 2.4% der Inselbe- völkerung aus. Die Insel kam in den Blick europäischer Kolonialmächte, aber die spanischen und holländischen Kolonisie- rungsbemühungen scheiterten. Für die Besiedelung vom chinesischen Festland her bildete Taiwan eine frontier, ein Grenzland, und Zusammenstösse mit den Aborigines waren unvermeidbar. Zu spät versuchte das chinesische Kaiserreich, die Insel umfassend zu kontrollieren und als vorgeschobene Verteidigungsbastion gegen die Kolonialmächte zu halten.
Ein halbes Jahrhundert war Taiwan eine japanische Kolonie, in der der japani- sche Staat eine auf Japan ausgerichtete Entwicklung vorantrieb, und die eine wichtige Rolle bei der Ausdehnung des japanischen Reiches nach Süden spielte. Nach dem Ende des Pazifischen Krieges und der Niederlage gegen die Kommunis- ten setzten die chinesischen Nationalisten unter Chiang Kai-Shek auf die Insel über und übten unter dem Namen "Republik China" eine repressive Herrschaft über die Bevölkerung aus. Die Vorlesung beschäftigt sich eingehend mit Gründen für das taiwanesische Wirtschaftswunder ab den 1960er Jahren, der politischen De- mokratisierung in den 1980ern und dem schwierigen Verhältnis zur Volksrepublik China. Einschätzungen zur laufenden und weiteren Entwicklung des Verhält- nisses von Taiwan und China runden die Vorlesung ab.