Ernesto "Che" Guevara, das bolivianische Tagebuch
Als Ernesto Guevara Ende 1966 Kuba für immer verliess, um in Bolivien eine Revolution zu starten, und im Oktober 1967 erschossen wurde, war dies der Beginn eines beispiellosen Mythos. Für die Bewegung von 1968 erlangte Guevaras Tagebuch, das just in jenem emblematischen Jahr erschien, rasch Kultstatus – obwohl es das Zeugnis eines grandiosen Scheiterns und die Chronik eines angekündigten Todes war. Ein Vierteljahrhundert später begibt sich Richard Dindo auf die Spuren dieser letzten Monate im Leben des weltweit einzigen Revolutionärs, der nach einer siegreichen Revolution alle seine Ämter niederlegte, um anderswo eine zweite zu entfesseln. Dindo erkundet für seine "bewegende filmische Erinnerungs- und Trauerarbeit" (Xenix) die Orte in Bolivien, an denen sich die Guerilla formierte, sucht das Gespräch mit Augenzeug:innen, liest dazu immer wieder Passagen aus Guevaras Tagebuch, verknüpft all das mit Fotografien und Archivfilmen, die teilweise aus Privatbeständen pensionierter bolivianischer Militärs stammen, und kontrastiert dies mit der stumpfen Realität der Orte und Gesichter der Gegenwart. Das Festival Visions du Réel schreibt: "Eine ehrgeizige Aufarbeitung, die dem Fall das Mystische nimmt und die Legende als einen Menschen mit all seinen Emotionen zeigt."