Andreas Ottensamer & Jean-Guihen Queyras
Sozusagen ein dreistufiges Konzertprogramm. Der musikhistorische Start wäre bei Carl Philipp Emanuel Bach anzusetzen, dem zweitältesten Sohn des grossen Johann Sebastian: In seinen Kompositionen löste er sich endgültig von barocken Vorbildern und wandelte auch im A-Dur-Violoncellokonzert von 1753 auf neuen Wegen der Empfindsamkeit und des herzergreifenden Tons in Richtung Vorklassik und Sturm und Drang. Die eigentliche Klassik erreichen wir dann mit Joseph Haydn; ihm war es beschieden, die klassische Sinfonie auf höchstem künstlerischem Niveau zu etablieren und für immer zu verfestigen. Seine «Oxford»-Sinfonie verdankt ihren Beinamen einem akademischen Ereignis: Haydn wählte sie zur Darbietung an jener elitären Universität aus, die ihn 1791 zum Ehrendoktor promovierte. Sie weist mit Formkünsten wie dem Kanon, dem Krebs und weiteren polyphonen Satztechniken einen hohen, fast akademischen Bildungsgrad auf. Schuberts 1815 vollendete zweite Sinfonie ist hingegen das Werk eines Achtzehnjährigen. Hörbar wandelt er auf den klassischen Spuren Mozarts und Haydns: Einerseits erzwangen diese übermächtigen Vorbilder eine Nachfolge, und andererseits verunmöglichten sie diese. Eine paradoxe Situation, ein Zwiespalt, den es für den jungen Komponisten auszuhalten galt, um seinen eigenen Weg zu finden.
Red Sofa im Anschluss an das Konzert im Park Hotel (Comensoli-Saal). Mark Liebenberg im Gespräch mit Jean-Guihen Queyras.Programmheft