Willi Tobler - 100 De(sin)formationen auf Zeit(ungspapier)
Mit de Zytig goht d`Zyt im Hui
Es hät gfiserlet / Fiini Flöckli sind vom Himmel abe gfalle / Vo Lampedusa bis Reykijavik /
vo Bukarest bis Santiago de Compostela / sind ali Dörfer und Städt / ali Wise und Bärg /
mit eme huuchzarte -me häts chuum gseh- / roserote Zuckerguss überzoge gsii. /
De Wind hät Johrmärtmusig / dur d`Gasse bbloset. / D`Chind sind uf de RiQschuel /
zringelum gfahre und händ / rägebogefarbigi Fähnli useghebet. / D`Grosmüetere sind vo de Fridhöf /
zruggchoo und händ de-n-Enkel gsait / me gwöhn sich an ales. / Us de Chehrichtverbrennigsaalage /
sind ZuckerwaQeräuchli / in Himmel ue gschtige / und bbrötle) Fridestube / sind de Lüüt /
Sunntig und Werchtig / uf em Täller glandet / Mane und Fraue / di Pensionierte und ali andere /
händ Teilzyt-Ferie gnoh / und sind mit zuckerwassertribne Düsejets / über d`Spitzberg /
uf d`Oschterinsle gfloge. / Di Junge händ Interrail-Tickets glöst / zum halbe Priis /
D`Soldate händ Militärguezli verteilt / für en Chalte Hund / Und es isch fridlich gsii und still /
das me d` Fiserflöckli ghört hät / uf d`Bluemewise abeschneiele … / … so hät`s mer träumt.
Und genau am füüf vor sechsi / hät de Briefchaschteteckel gchlapperet. / Und i bi mit allne Nochbere /
ufgschosse us em Tüüfschlof / und us allne Wolke ghait / Und hunderti vo Bilder /
und tuusigi vo Wörter / und abertuusigi vo Buechschtabe / sind uf tünnem Zytigspapier /
zum Briefchaschte us gchroche / E ganzi Armee vo schwarze Zeiche / isch iimarschiert i mis Hirni /
Hüt und morn / und übermorn / und überübermorn / und immer wider /
hät mi frischi Druckerschwärzi überfluetet / und di schwarze Soldate / händ mini Hirnregione bsetzt /
und i ha nüme gwüsst / wo une und obe / wo hine und vorne / wa ggloge und wa d`Wohret isch /
und i ha mi müese wehre / mit mine altersschwache Waffe / Mit Pinsel, Stift und Chriide /
mit Farb und Fantasii / han i s`Misox und s`Maggiatal / ali Wassermasse und Wahlkämpfer /
Bergschtürz und Bischöff und Bundesröt / und di bleiwüeschte Schlach`elder übermolet. /
Und vo wiit hinefüre händ mi / di alte Meischter underschtützt / De Anker und de Arcimboldo /
de Dürer und de Chaschper Wolf / händ mi gschützt mit irne Bilder / wo d`Zyt überduuret und bliibed
Und under mim Fenschter /chlapperet de Briefchaschteteckel wiiter / gescht und hüt / und morn / und
übermorn / und überübermorn / S`goht Schlegel a Wegge / me hät kei Zyt meh / zum langi Zyt z`haa /…
gescht isch hüt / hüt isch morn / morn isch übermorn …/
… scho verbii …
Im Hui goht mit de Zytig d`Zyt
Quelle:
thurgaukultur.ch - das Kulturportal für den Thurgau, mit Terminen, Themen & Menschen, die zu reden geben.