Charlotte, Leben oder Theater?
"Heben Sie das gut auf, es ist mein ganzes Leben." Mit diesen Worten übergab Charlotte Salomon einem befreundeten Arzt im September 1943 einen Koffer – unmittelbar bevor sie von der Gestapo verhaftet, nach Auschwitz deportiert und dort ermordet wurde. Im Koffer befand sich ihr Lebenswerk, die autobiografische Bilderzählung Vie? Ou théâtre?, entstanden zwischen 1940 und 1942 nach ihrer kurzen Internierung im französischen Lager Gurs. In ungeheuer intensiven Bildern mit Texten und Musikzitaten erzählt und analysiert Charlotte Salomon ihre Lebensgeschichte, von der Kindheit in Berlin, dem Selbstmord ihrer Mutter, ihrer ersten Liebe, dem Aufkommen des Nationalsozialismus, der Flucht aus Berlin und dem Exil in Frankreich. Richard Dindo montiert in seinem Film eine Auswahl der etwa 800 von ihr nummerierten Blätter und stellt durch historische Fotografien und spätere Filmaufnahmen der Schauplätze einen dokumentarischen Kontext her. Der Filmdienst schreibt: "Der Film, aufgebaut nach der "Logik der Erinnerung", dokumentiert ein Werk, das nicht nur künstlerisch interessant ist, sondern ein Leben wie in einem Theaterstück oder einem Film. Eine interessante Dokumentation, deren Qualitäten vor allem in den kurzen Einschüben assoziierter Landschaftsbilder liegen, die die Gefühlswelt der Malerin illustrieren."