Roberto González-Monjas und Andrè Schuen
«Jedermann», Hugo von Hofmannsthals Spiel vom Sterben des reichen Mannes, ist seit 1920 durch die Aufführungen auf dem Domplatz das szenische Wahrzeichen der Salzburger Festspiele. Wenig bekannt ist, dass der bedeutende Welschschweizer Komponist Frank Martin daraus sechs Monologe auswählte und diese mit wahrlich tief beeindruckender Musik zu einem orchesterbegleiteten Gesangszyklus zusammenfügte. Eine grossartige, aber auch anspruchsvolle künstlerische Herausforderung für jeden Baritonsänger. Mit Andrè Schuen ist einer der erfolgreichsten Baritone der jüngeren Generation zu erleben, auf dem Liedpodium weltweit ebenso erfolgreich wie auf den bedeutenden Opernbühnen (und bei den Salzburger Festspielen). Als Ergänzung dazu singt er drei orchesterbegleitete Versionen von wohlbekannten Schubert-Liedern. Diesen Orchesterversionen begegnet man im Konzertsaal nur selten, obwohl sich immer wieder bedeutende Komponisten wie Johannes Brahms, Max Reger, Hector Berlioz oder Franz Liszt zu solchen Orchestrierungen inspirieren liessen. Mendelssohn Bartholdys «Reformations»-Sinfonie hatte von Anfang an Startschwierigkeiten; weder Aufführungen in Leipzig noch in Berlin kamen zustande, und in Paris weigerten sich die Musiker gar, dieses Werk zu spielen. Nicht so das Musikkollegium Winterthur: Einmal mehr bricht es eine Lanze für ein zu Unrecht verkanntes Werk.