Die Tabubrecherin
Der Film beginnt mit Galgenhumor: "Das ist mein neuer Style", sagt Michèle Bowley, während ihr eine Coiffeuse die Haare abrasiert. Die 1966 geborene Basler Gesundheitspsychologin, 2020 mit der Diagnose eines unheilbaren Hirntumors konfrontiert, setzte sich so offensiv wie furchtlos mit ihrem absehbaren Lebensende auseinander. Dazu liess sie das Filmemacher:innenpaar Silvia Haselbeck und Erich Langjahr an ihrem Sterben, das sie als Abenteuer begriff, teilhaben. Herausgekommen ist das eindrucksvolle Porträt eines Menschen, der in vielerlei Hinsicht an Grenzen gegangen ist. Vor 15 Jahren haben Silvia Haselbeck und Erich Langjahr gemeinsam den Dokumentarfilm "Geburt" realisiert. Darin zeigte das Regieduo den Eintritt eines Menschen in die Welt als natürlichen Vorgang; aus der damaligen Erfahrung reifte der Wunsch, dereinst auch den Austritt aus dieser Welt in grösstmöglicher Nähe und Natürlichkeit filmisch zu begleiten. In Michèle Bowley fanden Haselbeck und Langjahr für ihr ambitioniertes Vorhaben eine Frau, die mit ihrem Mut, ihrer schonungslosen Offenheit und ihrem bis zuletzt luziden Geist in Sphären vorgedrungen ist, die so noch kaum ein Dokumentarfilm je vermittelt hat, und von der Erich Langjahr sagt: "Ich habe noch nie von einer Frau so viel gelernt wie von Michèle Bowley."